Im März 2022 konnten die Photovoltaik-Anlagen jede Menge Sonnenenergie in elektrischen, nutzbaren Strom umwandeln! Aber wie es für Deutschland üblich ist, scheint die Sonne hier leider nicht 365 Tage im Jahr. Wolken, Regen und Schnee sind jedem deutschen Bürger bestens bekannt und meist bleibt es nicht nur bei einzelnen Schlechtwettertagen. Als Anlagenbesitzer ist man dann nicht besonders froh drüber, vor allem, wenn man selbst den Strom nutzen will. Mittlerweile kann eine Photovoltaikanlage zwischen 20 und 30 Prozent des Eigenbedarfs decken, wenn man nur den grünen Solarstrom nutzt, der direkt erzeugt wird. Erweitert man diese mit einem Speichersystem, so kommt man immerhin auf einen Eigenverbrauchanteil von 70 bis 80 Prozent. Der Rest muss trotzdem meist in den Wintermonaten aus dem öffentlichen Netz bezogen werden. Da viele Haushalte aber hauptsächlich an sonnenarmen Tagen vermehrt Strom verbrauchen, wäre es doch schön, wenn man auch an diesen Tagen seinen eigenen Strom verwenden könnte. Oder? Dies ist z. B. mit der Stromcloud möglich!
Was ist eine Stromcloud?
Die Stromcloud ist ein virtueller Speicher, worauf überschüssiger Strom gespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen werden kann. Das bedeutet nicht, dass ich meinen Stromüberschuss tatsächlich (physisch) irgendwo sammle, sondern dieser ins öffentliche Netz einspeist wird. Dieser eingespeiste Strom „gehört“ aber nicht dem Netzbetreiber, sondern dem Stromcloud-Anbieter.
Als Gegenleistung für die überschüssige eingespeiste Strommenge erhält man eine fixe Strommenge (abgestimmt auf die Anlagengröße und den Verbrauch), den man als Anlagenbesitzer verwenden kann, damit der „Restbedarf“ gedeckt werden kann, wenn die Anlage weniger oder nichts produziert und der Speicher auch geleert ist.
Bei Verwendung der Stromcloud muss einem jedoch bewusst sein, dass man den Stromüberschuss nicht an den örtlichen Netzbetreiber verkauft und daher auf die Einspeisevergütung verzichtet. Der Stromüberschuss wird sozusagen an den Stromcloud-Anbieter verkauft, der gleichzeitig Ihr neuer Stromversorger ist.
Welche Kosten fallen für die Stromcloud an?
Diese Leistung ist wie man sich denken kann nicht kostenlos, wobei am Markt verschiedene Modelle angeboten werden. Dies kann man sich wie ein Abo vorstellen, wo man monatlich einen fixen Betrag bezahlt. Zusätzlich können weitere Kosten anfallen, sollte man mehr Strom benötigen, als man auf dem Cloud-Konto angespart hat. Dann bezieht man zu vertraglich vereinbarten Konditionen (meistens marktübliche Strompreise) dessen Strom. Ist am Ende der Abrechnungsperiode das Cloud-Konto noch nicht leer, so wird dies in den meisten Fällen als Gutschrift fürs Folgejahr verzeichnet oder ausgezahlt.
Verschiedene Modelle
Konventionelle Stromcloud
Wenn man sich für die Nutzung der Stromcloud entscheidet, merkt man schnell, dass am Markt verschiedene Modelle angeboten werden. Grundsätzlich gibt es aber zwei Modelle. Die eine Variante wurde grundsätzlich schon erklärt. Der Stromüberschuss wird auf einem Cloudkonto vermerkt, kann diese Menge an Strom wieder aus dem Netz ziehen, wofür eine monatliche Grundgebühr fällig ist.
Regelenergiekonzept
Die zweite Variante geht einem anderen Ansatz nach. Dadurch dass immer mehr Strom aus nachhaltigen Energiesystemen im Stromnetz landet, müssen diese Stromschwankungen ausgeglichen werden. Denn nachhaltige Energiesysteme wie Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft werden durch das Wetter beeinflusst. Diese Anlagen kann man jedoch nur begrenzt steuern (z. B. ist bei Windkraftanlagen eine Abschaltung möglich), jedoch wird man wohl kaum eine Photovoltaik-Anlage abschalten, wenn sie an einen sonnigen Tag viel Strom produziert. So gibt es das sogenannte „Regelenergiekonzept“, welches zum Ziel hat, Regelschwankungen auszugleichen. So werden von Stromcloud-Betreibern ausschließlich bei Stromüberschüssen die Speicher der Nutzer gefüllt und somit die Stromcloud-Nutzer mit Strom beschenkt. Andere Betreiber können bei Schwankungen (bei zu wenig Strommenge im öffentlichen Netz) sogar Strom aus Haushalts-Speichern entnehmen. Dieses Modell ist jedoch meist kostenlos, da sich dieser Austausch bzw. Ausgleich für Stromcloud-Anbieter als sehr rentabel erweist.
Fazit
Hat man einmal die grundsätzliche Funktionsweise der Cloud verstanden, weiß man, dass man nicht tatsächlich (physisch) den eigenen Strom das gesamte Jahr über verwendet. Jedoch kann die Verwendung eines Photovoltaik-Systems in Kombination mit der Stromcloud günstiger sein, als die Restmengen „normal“ aus Netz zu beziehen. Dies würde bedeuten, dass man tatsächlich keine Kosten mehr für Strom ausgeben muss. Achtung: die Kosten für den Zähler bleiben! Leider kann man erst am Ende des Abrechnungszeitraumes feststellen, ob Stromkosten angefallen sind, da man nie weiß, wie das Wetter und in Folge die Stromproduktion der Photovoltaikanlage sein wird. Bei höheren Stromverbräuchen, welche vor allem in den dunkleren Monaten anfallen, kann man jedoch davon ausgehen, dass sich die Nutzung der Stromcloud rentiert. Ob dies tatsächlich der Fall ist, wird aber unter Berücksichtigung des Verbrauchs, der PV-Anlagengröße und Speichergröße berechnet.
Dieser Beitrag wurde verfasst von: Tatjana Rahman